Dienstag, 9. Juli 2013

Beobachtungsbericht 27.6.2013 - Strand zwischen Kalamaki und Komos

Einen Abend zuvor:
Wir sehen bereits Berenikes Haar und andere unauffällige Sternbilder von unserem Hotelzimmer im Streulicht von Kalamaki aus, stiefeln an den Rand des kleinen Feriendörfchens in Richtung Skorpion. Ja, da ist er! In seiner ganzen Pracht. Kein Skorpionschwanz, der unterm Horizont verschwindet.
Ein toller Anblick. wieder auf den Boden geschaut, da mittlerweile der befestigte Weg zu einer Geröllstrasse wird um nicht zu stolpern. Weiter ins dunkle. Nach ein paar Metern schaue ich wieder nach oben und traue meinen Augen nicht. Wahnsinn! Die Milchstrasse ragt in den Skorpion, so wie ich sie noch nie gesehen habe.
Moment mal, wo ist er eigentlich genau??? Ich habe Schwierigkeiten, das Sternbild wieder zu finden, da durch die kurze - aber aussreichende Dunkeladaption - und das fehlende Laternenlicht bereits so viele Sterne zu sehen waren, das ich mich erstmal neu orientieren musste, obwohl das Ortsende nur wenige Meter hinter uns lag. Phantastisch! Mit diesem Eindruck legten wir uns aber ins Bett, da wir doch ziemlich müde von der Reise waren.

Am Morgen zuvor:
Ich war früh wach, und bin um 8 Uhr morgens nochmal zu der Geröllstrasse gestiefelt (oder besser gesagt ge-badelatscht) um den Weg ein Stückchen weiter nach oben zu gehen:


Schliesslich kam ich am höchsten Punkt an, und lief nach rechts in Richtung Meer:




Na, das sieht doch gut aus :-)
Schöner Süd bis Ost-Blick, hier werde ich mich heute Abend versuchen.


Am Abend hatte ich meinen 10" Reiseteleskop Umbau bereits zusammengebastelt. Da es windstill war, wagte ich sogleich einen Versuch. Also rauf auf dieses idyllische Plateau zwischen den Stränden von Kalamaki, unserem Heimatort für die nächsten 12 Tage, und dem Strand von Komos, der sich quasi direkt anschloss.


Ein toller Ausblick in Richtung Matalla, das sich auf der anderen Seite dieser 
Landzunge befindet. Später in der Nacht sollte sich allerdings herausstellen,
das genau über dieser Landzunge ein kleiner Streulichtkegel von Matalla erhob.


Bevor es richtig zu dämmern begann, nahm ich die Venus ins Visier:


Und dann liess ich mir das Vergnügen nicht nehmen, den hoch am Himmel stehenden Saturn zu begutachten.

Es wurde immer dunkler, und ich blickte erwartungsvoll in Richtung Süden.

Als allererstes Deepsky Objekt- man kann sogar sagen - MUSSTE ich nach Omega Centauri suchen.
Ich habe mit meiner App Redshift berechnet, das ich nur etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang Zeit hatte den Kugelsternhaufen zu finden.

In Wahrheit war es sogar noch knapper, da der gigantische Wattebausch alsbald im Streulicht verschwinden sollte. Langsam wurde ich nervös, da ich immer noch nicht die Sterne des Centaurus sah, auch nicht im Suchfernrohr. Dann, endlich, liess sich im leider etwas dunstigen Horizont der helle Stern Merkent blicken, und ich bahnte mir meinen Weg weiter hinunter. An der gesuchten Stelle: nix! 10 Minuten später, immer noch nix, und dann, ganz langsam, hob er sich vom noch blauen Himmelshintergrund ab: Aaaaah, da ist er ja! Aber seht selbst:

Ich konnte eine ovale Form wahrnehmen, 
das Auflösen in Einzelsterne war mir in der Dämmerung
und aufgrund der diesigen Luft in horizontnähe leider nicht möglich.
Aber ich freute mich riesig, das erste Objekt, das ich in Deutschland nicht hätte beobachten können!

Und plötzllich nahm der Wind zu ... es wurde langsam störend ... wär ja auch zuviel verlangt gewesen an so einem tollen Platz ... Omega Centauri driftete auf die Oberfläche des Matallaplateaus zu, das sich schon im Okular befand ... 
Aber ich wollte nicht aufgeben, obwohl der Wind binnen Minuten immer schlimmer wurde.
Ich ärgerte mich ziemlich, da der Streulichtschutz, der aber auf dem Plateau zwingend nötig war, wie ein Segel wirkte und mir immer wieder das Teleskop verdrehte.
Ich konnte nicht wiederstehen einer meiner Lieblingsgalaxien einen Besuch abzustatten, vor allem da ich sie in Deutschland schon nicht mehr befriedigend beobachten konnte. Hier stand Sie hoch am Himmel. Kamm geschnappt und Frau Berenike mal ordentlich die Frisur gerichtet:
Das Staubband war sofort und ohne Probleme zu sehen.
So gut hatte ich das nicht erwartet, nicht mit 10".
Die Nadeln liefen schön spitz in den mittlerweile pechschwarzen
Himmelshintergrund aus.

Schwupp, der Nordwind bliess mir die Nadelgalaxie aus dem Okular - Frust :-(

Ich drehte das Teleskop wieder zurück Richtung Skorpion, hier waren noch Chancen in Sicht weiter zu machen, da mir der Wind hier noch nicht direkt in die Segel bliess, sondern in den Rücken.

Ich driftete etwas gestresst im Skorpion herum und stoplterte über M6 und M7, das tut ja schon fast weh in den Augen, so brilliant wie die Sterne funkeln.

Festgefressen hab ich mich dann aber an diesen 2 Kollegen:

Eine Zusammenfassung vom Hin- und Herschwenken 
zwischen den beiden Kugelsternhaufen.

Gerade als ich mir dann NGC 6144 genauer anschauen wollte, schaffte es der Wind auch hier mir das Objekt wegzublasen. Ein gläsernes Summen, was mich verdutzt daran hinderte, Ihn noch einmal zu suchen.
Dann, bei der nächsten Windböe wurde es mir klar, ich konnte jetzt auch die einzelnen Sandkörner klingend warnehmen, die begannen meine Spiegel zu traktieren.

Alarm! Zeit einzupacken, das wollte ich nicht riskieren. Schade, aber bereits sehr eindrucksvoll.
Als das Teleskop im Auto war, schaute ich mir noch eine Weile den Himmel an. 
Es waren doch schon noch zu viele, ferne Lichtquellen im Blickfeld, um hier richtig zu adaptieren.
Ich würde diesen Platz nicht wieder aufsuchen ...




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